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SASS DI STRIA - Berge in Flammen

Unsere erste Route, die wir in den Dolomiten geklettert sind, war die Route Berge in Flammen (5c, 7 SL, 220 Meter) am Hexenstein (Sass di Stria). Sah es auf dem Papier nach einer nicht allzu anstrengenden Tour aus, so wurden wir im Verlauf der Kletterpartie eines Besseren belehrt. Unter der Beschreibung "alpiner Charakter" scheint sich die Tatsache verborgen zu haben, dass gefühlt nur jeder fünfte Griff und Tritt vertrauenserweckend fest waren. Zusätzlich belastet wurde unser Nervenkostüm durch einen Verkletterer nach der fünften Seillänge infolge von erspähten Reepschnüren, die aber in brüchiges Nichts führten. Hinzu kam noch ein widerspenstiger Friend, der sich von Frauenhand nicht wieder aus dem Fels nehmen lassen wollte und die Wiederholung der sechsten Seillänge durch Beat notwendig machte. Zum krönenden Abschluss der sechsten Seillänge hat die Frauenhand dann doch noch bewiesen, wie stark sie ist und einen kopfgrossen Felsbrocken am Standplatz gelöst. Glücklicherweise hat der auf den Nachmittag angesagte Regen ein Einsehen mit uns gehabt und hat uns verschont.

Beim Fussabstieg wurden wir nach einem guten Stück durch unwegsames Gelände plötzlich durch einen alten Schützengraben überrascht, der nahezu bis an den Fuss des Hexensteins führte. Erst hierdurch wurde uns die historische Relevanz des Ortes bewusst. Während des ersten Weltkrieges war der Hexenstein ein Kampfgebiet an der Dolomitenfront. Die Österreicher machten den Hexenstein zur Hochburg ihrer Abwehr gegen die Italiener auf dem Valparolapass. Heute erinnern ein Museum und die noch erhaltenen Schützengräben und Stollen am Hexenstein an die damalige Zeit und sind sicher ein sehr interessantes Ziel für geschichtsinteressierte Wanderer.

Uns hat die Klettertour ein wenig zugesetzt, so dass wir den Klettersteig am Hexenstein als willkommene Abwechslung genutzt und im Anschluss einen ruhigeren Tag eingelegt haben. 

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