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Von spanischer Seilschaft in die Knie gezwungen

Die letzten drei Tage war das Wetter am Passo Valparola sehr unbeständig und es hat jeden Tag ein ordentliches Gewitter gegeben. Darum haben wir einen Tag die leichte Route "Via Formiche feroci" (V-, 6 SL, 200 Meter) geklettert und haben einen weiteren Vormittag im Klettergarten am Sass di Stria verbracht. Am Nachmittag haben wir noch einen kurzen Besuch von Stefano bekommen. Wer sich erinnern mag, mit Stefano sind wir in der Nähe von Genua die erste Tour unserer Reise geklettert. Zum Abschied hat Beat von Stefano einen "Lucky Piton" geschenkt bekommen, weil Stefano unsere Normalschlaghaken nach kritischer Prüfung als zu kurz erachtet hat. Als böses Vorzeichen für unsere heutige Klettertour, die Südkante am Sass di Stria, ist der "Lucky Piton" im Camper geblieben. Am Einstieg in die Tour sollten wir sehen, was dies für Konsequenzen hatte. Es schoben sich mindesten fünf Seilschaften vor uns im Schneckentempo durch die Route. Nachdem wir eineinhalb Stunden Warterei am Wandfuss hinter uns hatten, haben die unteren zwei Seilschaften entnervt aufgegeben und wieder abgeseilt. Die Anführer der Schneckenparade haben es auch immerhin  ein bis zwei Seillängen weiter geschafft. Unter diesen Bedingungen haben wir dann den Einstieg gewagt. Nach 20 Minuten bzw. drei Seillängen beschwingter Kletterei war der Spass aber bereits wieder vorbei. Der inzwischen verdunkelte Himmel schickte ein dumpfes Grollen und einige Regentropfen zu uns herab. Zeitgleich hat die Seilschaft zwei Standplätze vor uns ebenfalls die Entscheidung getroffen abzuseilen. Wir haben es ihnen schweren Herzens gleichgetan. Weil wir der anderen Seilschaft unser Seil am Standplatz haben hängen lassen, damit sie schneller abseilen konnten, hat Beat am Wandfuss noch ein paar Worte mit ihnen wechseln können. So haben wir erfahren, dass sie auf eine spanische Seilschaft aufgelaufen sind und bereits DREIEINHALB STUNDEN (!) hinter ihnen hergeschlichen sind. Ohne Hindernis sollte die Strecke nach unserer Einschätzung in 45 Minuten zu bewältigen sein. Etwas geknickt darüber, dass es für uns heute kein Gipfelerlebnis am Sass di Stria gegeben hat, sind wir zum Camper zurückgekehrt und haben erstmal eine spanische Tortilla in die Pfanne gehauen! Das Gewitter hat sich übrigens ein paar hundert Meter entfernt von uns abgeregnet. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Sera (Mittwoch, 12 August 2020 20:58)

    Tolle Reise und Geschichte!!!